Bruck am Hammer/ Brod nad Tichou und sein altes Pfarrhaus.

(April 2001 - Juli 2003)

Ein deutsch-tschechisches Ausstellungsprojekt.


 Das Alte Pfarrhaus in Bruck am Hammer/Brod nad Tichou, Kreis Plan/Planá, soll in den nächsten Jahren in einer privaten Initiative zu einem Ort der Begegnung, der künstlerischen und intellektuellen Auseinandersetzung mit der gemeinsamen deutsch-tschechischen Geschichte ausgebaut werden. Einige Räume sollen eine Dauerausstellung beherbergen, um die es in dem vorliegenden Antrag geht.
   Die Ausstellung soll unter Projektleitung von Dr. Eva Habel, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, und von Jan Šícha, Leiter des Tschechischen Zentrums München, und in Zusammenarbeit mit den Universitäten Passau und Aussig/Ūstí nad Labem erarbeitet werden.
   Die Ausstellung wird sich mit den Lebensgeschichten der ehemaligen und der jetzigen Bewohner der Pfarrei Bruck/Brod befassen und diese selbst zu Wort kommen lassen. Methodischer Weg zur Datenerhebung ist die “Oral History”, durchgeführt von Studenten beider Nationalitäten. Die gestalterische Umsetzung soll die Aussagen von Deutschen und Tschechen so miteinander kombinieren, daß, abgesehen von einer kurzen Einführung, lange wissenschaftliche Kommentare überflüssig sind und die Texte “von selbst sprechen”, sich gegenseitig stützen, aber auch relativieren. Der ethnographische Ansatz soll, indem er die Spannung zwischen den unterschiedlichen Lebens-Interpretationen der Betroffenen aushält und sichtbar macht, zur Verständigung und zur Versöhnung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen beitragen.
   Bereits die Erarbeitung der Ausstellungsinhalte dient ganz konkret diesem Ziel: Studenten und Studentinnen der Volkskunde an den Universitäten Passau und Aussig/Ūstí nad Labem haben im Sommersemester 2001 lebensgeschichtliche Interviews mit den ehemaligen und jetzigen Bewohnern der Pfarrei Bruck/Brod durchgeführt und werden zur Zeit wissenschaftlich ausgewertet.
   Auf deutscher Seite ist der Rahmen durch einen Lehrauftrag von Dr. Habel am Institut für Volkskunde der Universität Passau gegeben. Auf tschechischer Seite ist das Projekt am Institut für Slawisch-Germanische Studien der J. E.Purkynì Universität Aussig/Ūstí nad Labem angesiedelt und wird von Dr. Kristina Kaiserová betreut.
   Die Erarbeitung der Ausstellung aufgrund des Interviewmaterials wird durch die beiden Projektleiter und unter Mitarbeit von Studenten geschehen. Die Ausstellungseröffnung ist für den Juli 2003 geplant.
  Eine Ausstellung dieser Thematik, deren Konzept explizit vorsieht, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, gibt es unseres Wissens bisher weder in der Bundesrepublik Deutschland noch in der Tschechischen Republik. Schon in der Erarbeitungsphase findet ein Dialog zwischen den Kulturen und zwischen den Generationen statt. Die Ausstellung kann als ein Pilotprojekt für weitere deutsch-tschechische Ausstellungs- und Museumsprojekte angesehen werden.